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Peter von Jüterbog

Was Kaiser Rotbarts Rüstmeister, der Schmied Peter von Jüterbog, mit seinem Sude bestrich, war gefeit, aber traurig hämmerte er nach des Herrschers Verschwinden, bis eines Tags ein Zwerg die Hufe seines Esels durch ihn beschlagen ließ und statt des üblichen Batzen Geldes ihm Erfüllung dreier Wünsche zusagte. „Ha", rief Peter, „so wünsch ich, ohne Erlaubnis darf keiner aus meinem Birnbaume, darf keiner in meine Werkstatt, es sei denn durchs Schlüsselloch, und zum dritten, nie werde meine Branntweinpulle leer!" Seitdem, wenn einer dem Schmiede Birnen stehlen wollte, hängen blieb er am Wipfel, bis Peter ihn gebläut hatte.

Eines Tages aber, als der Schmied just die saftsüßeste Birne schmauste, stand hinter ihm der Tod und grinste: „Stör ich dich im Kauen?" Sprach Peter: „Rosten will ich nicht, doch mußt du erst meine Birnen kosten." Da stieg der Tod in den Baum und konnte nicht wieder herunter, saß kläglich zwischen Himmel und Erde, aß endlich vor Hunger alle Birnen ab, kaute seine eigenen Nägel ab, verzehrte sich mit Haut und Haar, bis nur ein schlotterig Gerippe verblieb, das zähneklappernd stöhnte: „Wär ich doch sterblich!" Hei, war das eine Wonnezeit für Mensch und Tier, schließlich wollte keine Seele mehr an ein Ende glauben, verdarb die ganze Menschheit und schrie der Tod jammervoll aus dem Wipfel: „Bei Himmel und Hölle, läßt du mich herunter, will ich dich niemals holen!" Da hieß Peter ihn von dannen ziehen, der befreite Tod aber kreischte hämisch: „Dich soll der Teufel selber holen!" Lachend rief der Schmied hinterher: „Mag’s wagen!", strich vorsichtig über Krebs, Helm und Schienen seinen Feisud; was stank da plötzlich durchs Schlüsselloch? „Aha, ich wittere den Bösen!" Und kaum, daß Peter einen Ledersack vor das Schlüsselloch gehalten, als der Satan auch schon da hinein fuhr. Flink zugebunden, auf den Amboß! Und nun walkte und schund der wackere Schmied den Höllenfürsten fürchterlich, klopfte ihn mürbe und ließ ihn dann nach einem Klaps und Tritt vor den Hintern fluchfauchend zum Flammenreiche zurückhinken. Und weiter schmiedete Peter, bis der Tod ihm die Sippschaft geraubt hatte, ihm selber die Kette der Zähne hohl wackelte und seine Arme allmählich matt wurden. Da saß der todgemiedene Lebenssatt, bereute seine Sünden, zumal das greuliche Branntweinlaster, stiefelte aus Jüterbog hinaus, fand und erstieg die Himmelsleiter. Aber sein heiliger Namensvetter tat vor ihm die geweihte Pforte nicht auf. „Du hattest", sagte er strafend, „das Beste zu wünschen vergessen, im Himmel ist kein Birnenessen, noch viel weniger ein Schnapssaufen, drum schere dich weg, du dummer Peter!" Stieg denn des Rotbarts Schmied bedächtig leiterab und tappte übers breite Pflaster der guten Vorsätze der Hölle entgegen. Deren Tor aber flog ihm vor der Nase zu und ward durch den entsetzten Teufel noch eigens verriegelt. „Hu! Peter aus Jüterbog!" „War ich", seufzte er, „bei dir, mein Kaiser Friedrich!" Siehe, auf einmal hielt vor ihm jener Zwerg mit dem Grauen, dem er vor Jahrzehnten die Hufe beschlagen hatte, lud ihn ein zum Ritt, und kaum saß Peter mit im Sattel, so flogen sie schon über den Kyffhäuserberg und mitten hinein, allwo der treue Schmied sich beseeligt zur Seite seines schlafenden Herrschers niederließ.

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