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Musikanten von Kelbra

In Kelbra waren lustige Musikanten, die beredeten sich einmal untereinander; zum Kaiser Friedrich hinaufzugehen und ihm eine Nachtmusik zu bringen. Gesagt, getan. Sie gehen im hellen Mondenschein zu Berge und langen gerade auf Kyffhausen an, als drunten in Tilleda die Mitternachtsstunde schlägt. Rundum ist's tiefstill, und sie lassen ihre feierliche Musik erklingen. Es dauert gar nicht lange, so nahet sich tanzend die Prinzessin, eine brennende Kerze in der Hand, und winkt ihnen, ihr zu folgen. Mit klingendem Spiel ziehen sie in den aufgetanen Berg, mitten in die unterirdische Wunderpracht hinein. Reichlich wird ihnen Speise und Trank geboten, doch sonst keine Gabe, die sie wohl erwarteten, und zuletzt nickt ihnen der Kaiser gnädig den Abschiedsgruß. Die Prinzessin aber reicht jedem einen grünen Busch zum Andenken. Als sie wieder im Freien sind, sehen sie einander halb ärgerlich, halb lachend an und schelten über die gar nicht kaiserliche Freigiebigkeit, die ihnen mit lumpigen Eichenzweigen gelohnt habe; zerrupfen auch die Zweige und reißen sie von den Hüten ab, bis auf einen, der seinen Zweig doch zum Andenken aufheben will. Wie der nach Hause kommt und seiner Frau den Busch zeigt und darbietet, verwundert sie sich sehr; denn der Zweig ist nicht mehr grün und leicht, sondern goldgelb und schwer und mit Blättern und Stielen in pures Gold verwandelt. - Kaum ward das ruchbar, so liefen die anderen Kameraden über Hals und Kopf auf den Berg nach ihren Zweigen; aber da war nichts mehr davon zu sehen. Ihr Mißtrauen hatte sie betrogen. 

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