Sie sind hier: sittendorf.de » Sagen » Kaisersagen » Die Kegelbahn im Kyffhäuser

Die Kegelbahn im Kyffhäuser

Es waren einmal zehn Handwerker, die wohnten alle in einem Hause, hatten keine Arbeit und machten Musik, was sie nebenher trieben. Einst war es um Weihnachten und sie bliesen der Sitte nach zu Neujahr. Dabei mußten sie über den Kyffhäuser. Sie hatten nicht viel Geld erhalten und dachten: ei, so wollen wir einmal dem Kaiser Otto eins spielen. Da spielten sie drei Stücke, danach tat sich der Berg auf und plötzlich stand ein rundes, schönes Schloß da und eine Kegelbahn daneben. Da erschraken sie. Es kamen Beamte, Prediger, Grafen und Fürsten auf sie zu und fragten, ob sie nicht Lust hätten, für sie einmal Kegel aufzustellen. Das versprachen sie, die Leute aber, die kegelten, warfen die Kugeln immer über den Kopf hinweg. Sie mußten die Kegel immerfort aufstellen und wurden dabei hungrig. Da kam jemand und fragte, was sie essen und trinken wollten. Alles Bestellte erhielten sie. Als sie nun aufs Schönste und Beste gegessen hatten, mußten sie wieder aufstellen. So dauerte es fort bis abends um sechs, da gingen alle nacheinander, die gekegelt hatten, in den Berg hinein. Darüber verwunderten sie sich und waren verdrießlich, daß sie keine Belohnung erhielten, sagten auch zu dem Letzten, der noch zugegen war, ob sie denn nichts erhalten würden. Er antwortete, sie möchten sich doch die Kegel nehmen. Acht nahmen nun die Kegel, zwei nahmen die beiden Kugeln. Sie sagten aber untereinander, was sie denn damit sollten? Als sie in den Wald hineinkamen, wurde alles sehr schwer und sie warfen es weg. Der Weber als einziger sagte: „Den König, den ich habe, nehme ich mit, ich kann ihn bei meinem Handwerke zum Garnklopfen gebrauchen.'' Der König aber wurde immer schwerer, so daß er ihn faßt nicht mehr tragen konnte, und als er nach Hause kam, warf er ihn hinter die Treppe. Er war aber sehr verdrießlich und seine Frau fragte ihn, was ihm denn fehle. Da sagte er, daß er nichts als ein Klopfholz bekommen habe. Zwölf Uhr des Nachts, da längst das Licht ausgetan worden, war im Hause, wo alle die Handwerker zusammen wohnten, ein wunderschöner Glanz. Als sie nach der Ursache sahen, war der Kegelkönig echtes Gold und so schwer, daß sie ihn nicht heben konnten. Da sprachen sie zueinander: „Wir wollen zurückgehen und Kugel und Kegel holen." Als sie an die Stelle kamen, wo sie alles fortgeworfen hatten, war nichts mehr dort. Da gingen sie wieder nach Hause und wollten sich den König teilen. Das taten sie und machten als reiche Leute eine Reise zum Vergnügen, bauten auch ein großes Haus an der Stelle, wo sie die Kegel und Kugeln weggeworfen hatten.

Parallel zur Sagengestalt Kaiser Friedrichs in den Kyffhäusererzählungen früherer Jahrhunderte tritt auch Kaiser Otto in Erscheinung. Dieser Otto als Sagenkaiser, nördlich des Kyffhäusers, über den Harz hinweg bis Magdeburg die Zentralfigur, ist wahrscheinlich auf die Heimatnähe des sächsischen Kaiserhauses zurückzuführen.

zurückSeitenanfang Seite drucken

Kommentare und Ergänzungen zu dieser WWW-Seite an: guenther@ungerweb.de
URL: http://www.sittendorf.de/sagen/kaisersagen/kaisersagen-11.html