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Presseberichte


17.11.2010

Rothenburg wird Landsitz


Auf einem Bergspitz im Kyffhäuserwald thront die fast tausend Jahre alte Rothenburg-Ruine und sie ist auch heute noch bis weit in die Goldene Aue hinein gut zu sehen. Foto: Nico Kiesel 

Jetzt endlich scheint der Niedergang des Rothenburgareals im Kyffhäuserwald gestoppt. Ein Unternehmer mit einer Niederlassung in Sondershausen hat das Objekt erworben.
Bad Frankenhausen.
Ohne den Kyffhäuserkreis zu fragen, wurde das Gelände der Rothenburg samt historischer Burgruine Mitte der 90er-Jahre zum Schleuderpreis an einen Autohausbesitzer in Heiligenstadt verkauft. Der wollte auf dem 20 000- Quadratmeter-Gelände tolle Technopartys feiern. Schnell musste er erkennen, dass er sich übernommen hat. Er suchte einen Käufer für die Rothenburg und fand ihn per Privatanzeige um die Jahrtausendwende mit dem Bäckereibesitzer Alfred Gagalon in Dinslaken (NRW). Der wollte nach eigenen Angaben hier wohnen. Leider tat sich über Jahre nichts. Vandalen wüteten.

"Der Zustand der Rothenburg samt denkmalgeschützter Ruine lässt einem die Haare zu Berge stehen", war sich Dr. Wulf Bennert mit dem Lobbyverband der Thüringer Denkmalschützer einig. Sie schlugen die Besitzer von Rothenburg sowie Schloss Rathsfeld am 23. Juli 2007 für den Negativpreis "Schwarzes Schaf" der Denkmalpflege 2007 vor. In beiden Fällen haben überforderte Eigentümer durch ihr Unvermögen zum Untergang historischer Bauten beigetragen. Für die Rothenburg scheint sich das Blatt jetzt zu wenden.


Das Areal der Rothenburg soll in neuem Glanz erstrahlen. Foto: Nico Kiesel

Ein Unternehmer aus Baden-Württemberg, der auch eine beachtliche Niederlassung in Sonderhausen hat, kaufte das zwei Hektar große Areal samt historischer Burgruine von dem Bäcker Gagalon ab. Für den hat sich das Warten damit doch noch finanziell gelohnt.

Der Firmenchef will im ehemaligen NVA-Heim seinen Landsitz einrichten und das denkmalwürdige Burgareal fachgerecht sanieren. An ausgewählten Tagen im Jahr will er das derzeit gesperrte und durch eine Nordhäuser Sicherheitsfirma bewachte Gelände sogar wieder für die Öffentlichkeit zugänglich machen. Als Erstes werden jetzt die Außenanlagen entbuscht und in einen halbwegs gepflegten Zustand versetzt.

Dann folgen die Arbeiten am Zweitwohnsitz und an der Burgruine. Mindestens sechs Jahre soll das Ganze dauern. Denn neben einer Menge Arbeit kostet das Vorhaben viel Geld. Der Unternehmer, mit dem die TA gesprochen hat, bittet vorerst noch darum, unerkannt zu bleiben, damit es zu keinen Komplikationen in seiner Firma kommt, da der Betriebsrat jeden seiner Schritte auch die ganz privaten sehr genau beobachtet.


Mitglieder der Vereine Deutscher Studenten errichteten im Jahre 1906 diesen Turm neben der Burg. Foto: Nico Kiesel

Die Rothenburg ist eine Burgruine in der Gemarkung von Steinthaleben. Sie befindet sich auf einem steilen Bergvorsprung am Nordwestrand des Kyffhäusergebirges. Ihre Funktion bestand in der Hauptsache in der Kontrolle der nahe an der Burg vorbeiführenden Salzstraße, die von Bad Frankenhausen aus über den Kyffhäuser nach Kelbra führte.

Die eindrucksvollen Mauerreste sind vom Gebiet der Goldenen Aue schon von Weitem gut zu erkennen. Bis in unsere Tage erhalten sind unter anderem Teile des Palas, der Burgkapelle und auch des Bergfrieds. Als Baumaterial für die Burganlage diente ein rotfarbiger Sandstein. Diesem verdankt die Rothenburg vermutlich auch ihren Namen. Die Burg wurde im Jahre 1103 erstmals mit dem Adeligen Christian von Rothenburg urkundlich erwähnt.

Ein Sohn Christians wird 1155 zum Begründer der kleinen Grafschaft Kirchberg in der Hainleite, während die Hauptlinie der Rothenburger Grafen 1209 ausstarb. Neue Burgherren wurden die Grafen von Beichlingen. Unter ihrer Herrschaft weilte um 1300 auch der im Mittelalter berühmte Minnesänger Christian von Luppin auf der Rothenburg. Ein ungebetener Gast war hingegen Kaiser Otto IV.

Im Sommer 1212, während des staufisch-welfischen Thronstreits, unternahm er einen Feldzug nach Thüringen, eroberte auch die Rothenburg. Die in Teilen zerstörte Burg wurde nach dem Abzug des Kaisers umgebaut. Aus dieser Bauzeit stammen wohl Palas und Kapelle. Bis Ende des 16. Jahrhunderts wechselte die Burg mehrfach die Besitzer, bis sie als Mannslehen an die Grafen von Schwarzburg ging. Im 15. Jahrhundert wurde sie letztmals restauriert und erweitert.

In dieser Zeit stieß man in der verfallenen Burgkapelle auf einen noch immer rätselhaften Gegenstand den Püstrich von Sondershausen, der ins fürstliche Naturalien- und Kuriositätenkabinett der Schwarzburger nach Sondershausen wanderte. Nach dem Tod des letzten Grafen 1576 begann der Verfall der Rothenburg. Zuletzt nutzte der berüchtigte Räuber Loth von Frankenhausen die Ruine als Unterschlupf.

In der Zeit der Romantik erwachte das Interesse am alten Gemäuer erneut, wozu Heinrich Heine beitrug, der mit seiner bissigen Satire "Deutschland ein Wintermärchen" auf den Kyffhäuser aufmerksam machte. Nach der Errichtung des Kyffhäuserdenkmals wurde Ende des 19. Jahrhunderts aus dem übriggebliebenen Baumaterial neben der Rothenburg eine große Ausflugsgaststätte erbaut, die eine seit 1839 bestehende Gaststätte ersetzte. 1906 wurde vom Verband der Vereine Deutscher Studenten Kyffhäuserverband, im Nordteil der Burg der markante Bismarckturm errichtet.

In der Zeit des Dritten Reiches wurden vom NSReichskriegerbund Baumaßnahmen auf der Burg durchgeführt (1937-1939). Das Burggelände sowie das Gasthaus nutzte später die SS als Erholungsheim, ebenso die NVA zu DDR-Zeiten. Nach der Wiedervereinigung wurde das Gelände durch die Bundeswehr genutzt. Im Gästehaus waren das Offizier- und Feldwebelwohnheim für die Kyffhäuser-Kaserne untergebracht. In den 1990er-Jahren wurden erneut Sicherungs- und Sanierungsarbeiten durchgeführt, unter anderem die Freilegung der überwaldeten Aussichtsterrasse unterhalb des Bismarckturms. Nach Abzug der Bundeswehr kam die Burgruine Rothenburg in Privatbesitz.

Renate Rusche / 17.11.10 / TA

Copyright: Thüringer Allgemeine

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